
Stummfilm mit Begleitung: La passion de Jeanne d’Arc (Die Passion der Johanna von Orléans) – (F 1928); R: Carl Theodor Dreyer
Einzelheiten
La passion de Jeanne d’Arc (Die Passion der Johanna vonOrléans) – (F 1928); 70 min.Regie: Carl Theodor Dreyer; Mit: Maria Falconetti, EugèneSilvain, Michel Simon, Maurice SchutzFranzösische Zwischentitel; Untertitelung in rumänischerSpracheBegleitung: Ferenc Darvas (Ungarn)„La Passion de Jeanne d'Arc“ rekonstruiert anhand derhistorischen Prozessakten die Ereignisse rund um den Prozess derPariser Universität gegen die Jungfrau von Orl é ans. Die derKetzerei beschuldigte Heilige wird nach quälenden Verhören, Folterund einem widerrufenen Geständnis schließlich auf demScheiterhaufen verbrannt. Das Drehbuch und die Zwischentitelstützen sich dabei vor allem auf die Prozessakten und lassen so einpsychologisches Kammerspiel von großer Dichte entstehen.Dreyers Jeanne d'Arc entstand zu einer Zeit, in der sich der Stoffäußerster Beliebtheit erfreute, da Jeanne erst 1920 heiliggesprochen wurde. Nachdem es bereits im 19. Jahrhundert einenregelrechten Kult um die junge Frau gegeben hatte, wurde dieser mitder Heiligsprechung verstärkt. Dreyer verzichtet gänzlich auf dieMotivgeschichte und hat bewusst keinen Historienfilm in Szenegesetzt. Der Regisseur konzentriert sich auf den Konflikt zwischenJeanne und den kirchlichen Inquisitoren. In extremen Großaufnahmenwird der „Nahkampf“ zwischen ihr und ihren Anklägern deutlich.Durch den gänzlichen Verzicht von Make-up, die spärlicheAusstattung und die dominierenden Großaufnahmen vor weißemHintergrund wird versucht, die Unmittelbarkeit der Erfahrung unddas innere Drama in den Vordergrund zu stellen.So unspektakulär die Ausstattung ist, so atemberaubend ist diefilmische Gestaltung des Werkes. Statt der damals üblichen 500-1000Einstellungen pro Film, bringt es Jeanne d'Arc auf über 1500 Einstellungen, eine visuelle tourde force, die die Dramatik der Großaufnahmen noch steigert.Der Film wurde schnell von den Verleihern alsAvantgarde-Produktion verkauft, so dass ihm der Weg zum großenPublikum weitgehend versperrt blieb, anders als es Dreyerbeabsichtigt hatte, der ein Werk von zeitloser Allgemeingültigkeitfür alle Publikumsschichten schaffen wollte. Dazu kamenSchwierigkeiten mit der Zensur. Nach der Weltpremiere in Kopenhagenmusste der Film für seine französische Uraufführung auf Betreibender Kirche um 15 Minuten gekürzt werden.Ferenc Darvas – Klavier (Ungarn)Der Pianist Ferenc Darvas studierte an der Musikfachschule BélaBartók und Musikhochschule Ferenc Liszt Klavier und Komposition.Nach dem Studium folgten Anstellungen als Korrepetitor imOperettentheater der Stadt Budapest (1969-1974) und alsmusikalischer Leiter des Lustspielhauses (1977-1978). Seit 1978 istFerenc Darvas als freiberuflicher Komponist tätig. Er hat die Musikzu über 150 Theaterstücken, 50 Hörspielen und mehrerenFernsehfilmen verfasst. Filmmusik, Tanzmusik, sinfonischeUnterhaltungsmusik und Chansons finden sich ebenso in seinem Werkwieder.1988 wurde er in Paris für die Musik des Filmes Eldorado für denPreis der besten Filmmusik nominiert. Neben seiner musikalischenTätigkeit ist Darvas sowohl im Kreis von Mathematikern als auch vonZauberkünstlern als Kopfrechner bekannt.